Das Reparaturenzym „Pol-Theta“ (DNA-Polymerase-Theta) war zuvor als Enzym bekannt, das „eine Schlüsselrolle bei der Reparatur von DNA-Doppelstrangbrüchen spielt“, also wenn ein aus zwei Strängen bestehender Erbgutfaden komplett gekappt ist, so das Team um Anna Schrempf und Joanna Loizou vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Aussendung.
In der aktuellen Studie habe man herausgefunden, dass es auch bei Einzelstrangbrüchen der DNA aktiviert wird, die besonders oft bei BRCA1 mutierten Zellen auftreten. „Durch das medikamentöse Inhibieren von Pol-Theta können wir das genetische Material von Krebszellen mit mutiertem BRCA1 destabilisieren, weitere Zellteilungen verlangsamen und so das unkontrollierte Wachstum stoppen“, erklärte Schrempf.
85 Prozent höhere Brustkrebswahrscheinlichkeit
Veränderungen bei BRCA1 und BRCA2 (Breast Cancer Gene 1 und 2) erhöhen das Krebsrisiko von Frauen massiv: Nämlich laut Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien auf bis zu 85 Prozent für Brustkrebs, und bis zu 53 Prozent für Eierstockkrebs. Bei intakten BRCA-Reparatursystemen betragen die Erkrankungsrisiken laut Robert Koch Institut (Deutschland) zwölf beziehungsweise ein Prozent.
Die BRCA-Mutationen fördern aber nicht nur unkontrolliertes Zellwachstum, sondern sie führen auch zur Destabilisierung des genetischen Materials der Krebszellen, erklären die Forscher: „Aufgrund dessen sind solche Krebszellen auf andere Reparaturmechanismen angewiesen, die diese Destabilisierung kompensieren.“ Die Abhängigkeit der Zellen mit mutiertem BRCA1 oder BRCA2 Gen von anderen Genen (wie Pol-Theta) könne man demnach als Schwachstelle der Brust- und Eierstock-Krebszellen betrachten, um Therapien gegen sie zu entwickeln.
Studie