Ein eigenständiges Leben im vertrauten Zuhause zu führen – ein Wunsch, den viele ältere Menschen hegen. Doch steigt mit zunehmendem Alter auch der Bedarf an Unterstützung. Erinnerungslücken und Gedächtnisprobleme erschweren es Betroffenen, den Alltag alleine zu bewältigen. Die Betreuung durch Angehörige ist aber oft keine dauerhafte Lösung, Intelligente technische Geräte können hingegen eine große Unterstützung sein.
„Du hast heute einen Termin beim Arzt. Es hat 5 Grad. Ziehe dich bitte entsprechend an“, erinnert die technische Hilfe, die beim Projekt „Dayguide“ zum Einsatz kommt, ihren Träger über eine Sprachnachricht, die auf seinem Tablet auftaucht. Der Intelligente Assistent greift dafür auf den Kalender des Nutzers zu, der auch von Angehörigen mit Terminen befüllt werden kann.
„Wir möchten herausfinden, wie weit das System im Alltag unterstützt, die Lebensqualität erhöht und psychische und zeitliche Belastungen bei Betreuenden reduziert und die Unabhängigkeit in den eigenen vier Wänden gewährleistet“, erläutert Doris Prieschl, Gesundheitspsychologin des Vereins „MAS Alzheimerhilfe“ und Projektbetreuerin.
Anregend und motivierend
Dabei gibt es kaum einen Lebensbereich, in dem der Assistent nicht unterstützend eingreifen kann: von Haushalt und Ernährung, wie etwa der Einkaufsliste, über Sicherheit („Ist der Kühlschrank zu?“), Körperpflege und Medikamenteneinahme („Hast du deinen Blutdruck gemessen?“) hin zu gesellschaftlichen Ereignissen. Die Kommunikation mit Angehörigen spielt eine wesentliche Rolle und findet über eine webbasierte, soziale Plattform statt. Zudem kann sich der Träger mittels Smartphone Zugang zu seinem Haus verschaffen.
Auf Schritt und Tritt begleitet der Intelligente Assistent seinen Träger durch den Alltag. Denn nicht nur Erinnerungslücken werden gefüllt, dank Sensorentechnik weiß der kluge Helfer auch genau wie aktiv sein Träger ist und regt ihn bei Bedarf an, sich zu bewegen oder aktiv zu sein: „Du sitzt seit über … bitte bewege dich…“, motiviert er. Eine Funktion, die besonders auch in kritischen Situationen – etwa bei einem Sturz – hilfreich sein kann. Die Träger können auch via Smartphone oder Smartwatch körperliche Übungen erhalten. Ein Physiotherapeut und Mitarbeiter der „MAS Alzheimerhilfe“ begleiten und evaluieren die Einheiten.
Das AAL-Projekt wird neben Österreich auch in Belgien, den Niederlanden und der Schweiz getestet. Testpersonen in Österreich und ihre Angehörigen sehen in dem Assistenten eine große Unterstützung und Erleichterung: „Das Gefühl der Hilflosigkeit, der Ohnmacht und des ‚Sich-permanent-Sorgen-Machens‘ mindert sich“, berichtet eine Angehörige. „Die Anwendung gibt Sicherheit und damit auch Selbstvertrauen und wieder etwas mehr Unabhängigkeit“, so die Rückmeldung einer Betroffenen. Gleichzeitig berichten viele von einer nötigen Eingewöhnungszeit, insbesondere an die Technik, die zumal eine Hürde darstellen kann. Mit der Zeit würde sich die Handhabe aber einspielen.
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