Praevenire

Steirische Reformbemühungen in Spitälern positiv

Während die Finanzausgleichsverhandlungen auch zum Thema Gesundheitswesen deutlich an Fahrt aufgenommen haben, sind auch im Spitalswesen Reformschritte absehbar. „In der Steiermark geht man bereits den Weg in Richtung Tages- und Wochenkliniken, um das Personal zu entlasten“, sagte jetzt Praevenire-Experte Wilhelm Marhold. Damit könnte man den Umstieg auf eine Medizin des 21. Jahrhunderts in den Strukturen schaffen.

red/Agenturen

Die Steiermark ist - so wie viele andere Bundesländer als Spitalserhalter auch - stark vom Mangel an Pflegekräften betroffen. Nach erheblichen Problemen mit Schließungen von Betten hat ein Gremium um den ärztlichen Leiter des LKH Hochsteiermark, Erich Schaflinger, ein Konzept mit der vermehrten Etablierung von neuen Strukturen samt Tages- und Wochenkliniken und ohne Standortschließungen erstellt. Der ORF berichtete.

Für Marhold - bei der Gesundheitsinitiative Praevenire mit dem ehemaligen Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling, als Präsident federführend in der Erarbeitung von Reformvorschlägen für den Sektor der Krankenhäuser in Österreich - wäre das genau der richtige Weg. „Fürs Zusperren brauche ich nur einen Schlosser. Wir benötigen aber Umstrukturierungen, um Personal freizuspielen und die Medizin des 21. Jahrhunderts umzusetzen. Die funktioniert in Tageskliniken, in Wochenkliniken - von Montag bis Freitag - und mit der 'Ambulantisierung' von medizinischen Leistungen. Dann muss man nichts zusperren“, erklärte der Experte, ehemals ärztlicher Direktor der nunmehrigen Klinik Landstraße in Wien und zwischen 2005 und 2014 Generaldirektor des damaligen Wiener Krankenanstaltenverbundes.

'Stille' Ambulantisierung der medizinischen Leistungen

Was das steirische Expertengremium für die Krankenhäuser des Bundeslandes an „Notfallplänen“ für die Landesregierung ausgetüftelt hätte, entspräche weitgehend den Reformideen, welche auch die Praevenire-Gesundheitsinitiative formuliert habe. Marhold: „Viele medizinische Eingriffe können heute tagesklinisch durchgeführt werden. Dazu zählen gynäkologische Eingriffe wie Curettagen und laparoskopische Eingriffe, die Entfernung von Nierensteinen, Eingriffe in der Dermatologie und vieles Andere. Oft erfolgt da jetzt noch in Österreich eine Übernachtung im Krankenhaus, die nicht notwendig ist. Das überlastet das Pflegepersonal, die Kapazitätsengpässe dadurch frustrieren die Patient:innen . Das muss man beseitigen.“ Durch Umstrukturierungen könnte man den Beschäftigten auch mehr Work-Life-Balance bieten und Überforderung verhindern.

Die wenigsten ins Krankenhaus aufgenommenen Patient:innen müssten auch länger als fünf Tage - also über das Wochenende - im Krankenhaus bleiben. Fiele das weg, könnte man noch einmal Pflegepersonal entlasten und anders einsetzen. „Man muss von der chaotischen Belegung von Spitalsabteilungen wegkommen, in denen Langzeitpatienten, Kranke, die einige Tage bleiben und sogar noch Kranke, die eine Übernachtung gar nicht brauchen, zusammen liegen“, erklärte Marhold. Auch Patient:innen mit Krankheiten verschiedener Ursachen könnten - so ein längerer Spitalsaufenthalt wirklich notwendig ist - auf gemischt belegten Stationen untergebracht werden. Das gebe es im Bereich der Privatspitäler schon längst.

Unumgänglich ist für den Experten aber die Ergänzung von angedachten Reformschritten wie jenen in der Steiermark durch eine Veränderung der Leistungsabgeltung für die Krankenhäuser. „Zwischen 2012 und 2021 haben sich die Kosten für die Ambulanzen bei stagnierenden Patient:innen zahlen von rund 17 Millionen pro Jahr von 1,7 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro etwa verdoppelt. Das lässt sich auf eine bereits erfolgende 'stille' Ambulantisierung der medizinischen Leistungen zurückführen. Derzeit bleiben die Krankenanstalten auf diesen Kosten sitzen. Die müssen in Zukunft abgegolten werden“, erklärte Marhold.

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