Malta erlaubt erstmals per Gesetz eingeschränkt Abtreibungen

Das Parlament in Malta hat am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das nach dem bisherigen vollständigen Verbot erstmals eingeschränkt Abtreibungen in dem EU-Land erlaubt. Das Gesetz wurde von den Parlamentariern einstimmig verabschiedet. Nach heftiger Kritik der katholischen Kirche und der Opposition an einem ersten Entwurf wird in dem aktualisierten Gesetzestext klargestellt, dass eine Frau zwar abtreiben darf - aber nur dann, wenn ihr Leben in Gefahr ist.

red/Agenturen

Besteht keine unmittelbare Gefahr für die Frau, befindet ein Team aus drei Ärzten über die Zulässigkeit eines Schwangerschaftsabbruchs, heißt es in dem neuen Gesetzentwurf. Zudem darf dem neuen Gesetz zufolge ein Abbruch nur dann erfolgen, wenn der Fötus nicht lebensfähig ist und alle anderen anerkannten medizinischen Methoden ausgeschöpft sind.

In allen anderen Fällen bleibt der Schwangerschaftsabbruch demnach weiterhin illegal. Bisher drohen Frauen in Malta, die abtreiben lassen, bis zu drei Jahre Haft, während Ärzte, die ihnen helfen, bis zu vier Jahre ins Gefängnis kommen können. Abtreibungsgegner begrüßten den in letzter Minute geänderten Gesetzestext. Aktivisten hingegen beklagten eine verpasste Chance auf eine echte Reform.

Das Gesetz sei „feige, respektlos und gefährlich„ sowie rein „symbolisch“, sagte die Aktivistin Maria Pisani. Es werde nur dazu dienen, „die Schwächsten in der Gesellschaft zu unterdrücken“. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete das Gesetz in seiner jetzigen Form als „zutiefst enttäuschend„ und forderte den Zugang zu sicheren und legalen Schwangerschaftsabbrüchen für alle. Die erforderte Zustimmung von drei Ärzten könnte laut der Europaforscherin Elisa De Pieri „zu fatalen Verzögerungen führen“.

Auslöser für die Gesetzesänderung war ein Aufsehen erregender Fall einer US-Touristin, der die strengen Gesetze in dem einzigen EU-Land, das Abtreibungen vollständig verbietet, in den Fokus gerückt hatte. Die schwangere Frau ihr Partner machten auf der Mittelmeerinsel Urlaub, als ihr nach starken Blutungen die Fruchtblase platzte. Den Ärzten zufolge hatte der Fötus keine Überlebenschancen, aufgrund des Abtreibungsverbots in dem Land weigerten sie sich jedoch einzugreifen - trotz Lebensgefahr für die Mutter. Die Frau wurde daraufhin nach Spanien gebracht. Der Fall hatte international für Schlagzeilen gesorgt.

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