Konferenz am Welt-Aids-Tag

Sexuelle Krankheiten und Bedürfnisse sollen enttabuisiert werden

Mehr Offenheit beim Thema sexuelle Gesundheit fordert die Aids Hilfe Wien. Über sexuelle Bedürfnisse oder Krankheiten zu sprechen sei für viele Menschen nämlich noch immer ein Tabu. Daher veranstaltet der Verein in Zusammenarbeit mit der Magistratsabteilung 24 (Strategische Gesundheitsversorgung) am 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, eine Fachkonferenz, die zum Diskurs anregen soll.

red/Agenturen

Studien würden belegen, dass Frauen im Gesundheitssystem „nach ihren Problemen mit ihrer Sexualität oder ihrem Intimleben gefragt werden wollen“, so Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele, bei einem Pressegespräch am Donnerstagvormittag im Aids Hilfe Haus. „Das geschieht aber viel zu selten“.

Zur kommenden Konferenz mit dem Titel „Lust auf Reden: Sexualität und Intimität im Kontext von physischer und psychischer Gesundheit“ wurden daher Gesundheitsexperten eingeladen, die das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten sollen. Eine Teilnehmerin wird Michaela Bayerle-Eder sein, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und der sexuellen Gesundheit. Sexualgesundheit war laut der Fachärztin bis vor wenigen Jahrzehnten „überhaupt kein Thema“ im Patientengespräch, müsste ihr zufolge aber zur Grundanamnese gehören. Auch soll die Tagung zeigen, so wiederum Hametner, „wie eng verwoben allgemeine Gesundheit mit der sexuellen Gesundheit ist“.

„Sexualmedizin salonfähig und leistbar machen“

Georg Braune, Obmann für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Wiener Ärztekammer, versuchte indes mit Vorurteilen aufzuräumen. So seien „dramatisch immer mehr die Jungen“ von sexueller Unzufriedenheit betroffen. Druck von Außen, etwa im Internet, würde falsche Erwartungen an Sex hegen, oder zu Operationen an Brüsten und Schamlippen verleiten. Zudem seien Sexualprobleme, beispielsweise bei der Erektion, „bei Männern noch viel mehr tabuisiert sind als bei Frauen“.

So plädierte der Gynäkologe für „rasantes Umdenken“ bei den Sozialversicherungen und für mehr finanzielle Unterstützung für Patientengespräche zum sexuellen Wohlbefinden. Auch Bayerle-Eder forderte „Sexualmedizin salonfähig und leistbar“ zu machen.

Am 1. Dezember soll die Fachkonferenz, mit Begrüßungsworten von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ), in der Klinik Floridsdorf stattfinden. Sie ist Bestandteil der Kampagne „Lust auf Reden. Gemeinsam für sexuelle Gesundheit!“, unter der auch eine Broschüre für Gynäkologen erschienen ist. Ab sofort werden außerdem täglich Expertenvideos in sozialen Medien hochgeladen.

 

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Über sexuell übertragbare Krankheiten zu sprechen ist noch immer vielfach mit Scham verbunden.
Jens Kalaene / dpa / picturedesk.com