Medizin-Nobelpreis

Von Underdogs und Signalwirkungen

Der österreichische Virologe Florian Krammer sieht in der Zuerkennung des heurigen Medizin-Nobelpreises an Katalin Karikó und Drew Weissman eine „starke Signalwirkung“. Vor allem die Geschichte Karikós - die immer ein „Underdog“ war - sei inspirierend: „Sie hat nie aufgegeben.“ Die Möglichkeiten, die ihre Erkenntnisse zu den Grundlagen der mRNA-Technologie bieten, seinen jedenfalls „größer als die Covid-19-Impfstoffe“.

red/Agenturen

Obwohl sich der Wissenschafter von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Spital in New York über den ersten Nobelpreis seit sehr langer Zeit für einen viralen Impfstoff freute, strich er gegenüber der APA die darüber hinaus gehenden Anwendungsmöglichkeiten hervor. So sei man vor allem auch im Bereich gezielter Krebstherapien mittlerweile sehr weit.

Krammer arbeitete mit Drew Weissman bereits in Forschungsprojekten etwa zu Influenza-Impfstoffen zusammen und wurde von Karikó im vergangenen Jahr dazu eingeladen, einen Vortrag bei einer Preisverleihung zu halten. „Sie sind beide wahnsinnig gute Wissenschafter“, so Krammer. „Gratulation, der Preis ist sehr verdient. Da hätte man schwierig bessere Kandidaten finden können.“

Inspiration für junge Wissenschafter

Als Frau aus dem Osten Europas, „die es nie leicht gehabt hat“, und bei höher dotierten Fördervergaben nahezu nie berücksichtigt wurde, erhält Karikó nun den Nobelpreis. „Sie ist persistent geblieben und hat weitergearbeitet.“ Krammer: „Das finde ich faszinierend. Katalin ist da ein Vorbild und eine Inspiration für junge Wissenschafter.“ Viele ihrer „wahnsinnig gut gemachten“ Publikationen seien nicht in den renommiertesten Fachmagazinen erschienen.

Die „sehr wichtigen“ Technologie-Grundlagen durch die Modifikation der RNA hätten letztlich dazu geführt, dass die mRNA-Covid-19-Vakzine so entwickelt werden konnten. „Das ist aber nicht das Ende der Geschichte.“ Vor allem im Bereich der Krebstherapien „tut sich wahnsinnig viel“, sagte Krammer: „Ich glaube, dass da noch sehr viel kommt, und die beiden haben das ermöglicht.“