Jahresbericht

Wiener „Checkit!“-Projekt untersuchte 2022 rund 1.800 Drogen-Proben

Das Wiener Beratungszentrum für psychoaktive Substanzen „Checkit!“ hat im Vorjahr 1.836 eingereichte Proben analysiert und die Ergebnisse nun im Jahresbericht präsentiert. Mehrfach wurden Warnungen ausgegeben, weil sich die Zusammensetzungen als gesundheitlich besonders bedenklich erwiesen. So gab es bei Ecstasy-Tabletten in acht Prozent mehr als 200 mg des Wirkstoffs MDMA. Laut „Checkit!“ sollte aber etwa eine 60 Kilogramm schwere Frau 78 Milligramm nicht überschreiten.

red/Agenturen

258 Ecstasy-Proben wurden 2022 getestet, Warnungen wurden bei dieser Substanz mit elf Prozent am häufigsten ausgesprochen. Wird die empfohlene Menge überschritten, warnt „Checkit!“ vor stark steigendem Risiko an unerwünschten Effekte wie Übelkeit, Erbrechen, Muskelzittern, Kieferkrämpfen und starker Erhöhung der Körpertemperatur.

Am häufigsten getestet wurde aber wie schon im Vorjahr Kokain, 599 sind fast ein Drittel aller untersuchten Substanzen. 70 Prozent enthielten mehr als 800 mg/g, im Schnitt waren es 891 mg/g, jedoch enthielten auch 29 Prozent Streckmittel wie Levimasol, Phenacetin oder Lokalanästhetika.

Levimasol ist ein für den Menschen gesundheitsgefährdendes Wurmmittel für Pferde und andere Paarhufer, die Substanz war ehemals als Appetitzügler („Menocil“) von den Arzneimittelbehörden zugelassen, ehe es bereits 1968 vom Markt genommen wurde. Das Mittel kann zu allergischen Reaktionen und Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems, aber auch zu Veränderungen des Blutbildes führen.

Häufig nicht erwartete Substanzen dabei

In vielen der Speed-Proben fand sich hingegen Koffein als Streckungsmittel, mit ebenfalls gesundheitsschädigendem Potenzial. Bei den Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS), sie wurden in rund acht Prozent aller untersuchten Proben nachgewiesen, fand sich in fast der Hälfte eine nicht erwartete Substanz - womit die Zahl der unerwarteten Fälle von 3,1 Prozent 2021 auf 3,7 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist.

„Form oder der Farbe lassen keine Rückschlüsse auf die Inhaltsstoffe zu. Selbst wenn die Produkte identisch aussehen. Immerhin musste bei acht Prozent der untersuchten Substanzen eine Warnung auf Grund einer gesundheitlich besonders bedenklichen Zusammensetzung ausgegeben werden. Mehr als einem Viertel der getesteten Substanzen enthielten ausschließlich oder zusätzlich unerwartete Wirkstoffe“, resümierte Checkit!-Leiterin Bettina Hölblinger.

Im Mai dieses Jahres warnte das Drogenanalyse-Projekt auf seiner Online-Präsenz, dass bereits seit zwei Jahren „vermehrt blaue Punisher-XTCs im Umlauf“ seien. Das Drug Checking zeigte auch in diesem Fall, dass weder Logo, Farbe, Gewicht etwas über Inhaltsstoffe und Dosierungen aussagte. Manche Tabletten enthielten demnach gar nicht den Wirkstoff MDMA, andere jedoch zwischen 298 oder vier Milligramm. Ende Juni starben in Deutschland ein 13-jähriges und ein 15-jähriges Mädchen mutmaßlich aufgrund des Konsums dieser Droge.