Teuerung

Wohnkosten für 22 Prozent große Herausforderung

Für 22 Prozent der Bevölkerung sind die Wohnkosten eine große finanzielle Herausforderung - der Wert liegt um vier Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Das zeigt die von der Statistik Austria durchgeführte Erhebung „So geht's uns heute“ zu sozialen Krisenfolgen im zweiten Quartal 2023. Hingegen gaben im Vergleich zum Vorjahr weniger Personen an, ihr Einkommen habe sich verringert. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) sieht trotz hoher Inflation eine Entspannung der Lage.

red/Agenturen

Meinten im zweiten Quartal 2022 noch 37 Prozent, ihr Einkommen habe sich in den letzten zwölf Monaten verringert, sind es nun 32 Prozent der insgesamt 3.300 Befragten zwischen 18 und 74 Jahren an. Das sei ein Trend, der sich fortsetze, kommentierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Pressemitteilung. Als Hauptgrund für Einkommensverluste wird nach wie vor die Inflation ausgemacht. Gleichzeitig berichteten 23 Prozent von einem Anstieg ihres Haushaltseinkommens in den letzten zwölf Monaten.

„Auch wenn die hohe Inflation für viele Menschen eine Herausforderung bleibt: Insgesamt entspannt sich die soziale Lage“, wird Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) in einer Aussendung zitiert. Er sieht die Ergebnisse der vom Sozialministerium und Eurostat finanzierten Befragung als „Bestätigung, dass die Maßnahmen der Regierung wirken“. Auch im nächsten Jahr sei eine treffsichere Unterstützung sichergestellt, verwies der Minister etwa auf die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen und die monatlich zusätzlichen 60 Euro pro Kind für armutsgefährdete Familien.

Es falle nach wie vor 17 Prozent der Personen schwer, mit ihren Einkommen auszukommen, betonte Thomas. Der Anteil blieb im Vergleich zu Vorquartal und -jahr jedoch fast unverändert. Diese Schwierigkeiten spürten vor allem Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen (zu 44 Prozent) sowie Personen aus von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten (zu 42 Prozent). Verschlechtert hat sich die Situation von Alleinerziehenden: Im ersten Quartal 2023 hatten noch 30 Prozent der Personen in Ein-Eltern-Haushalten Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen auszukommen, im zweiten Quartal 37 Prozent.

Unerwartete Ausgaben in Höhe der Armutsgefährdungsschwelle von 1.370 Euro zu bewältigen, stellte für 28 Prozent der Befragten ein Problem dar, der Wert blieb im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Wohnkosten stellen nach wie vor eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Für 22 Prozent sind diese eine große finanzielle Herausforderung, im Vorjahr gaben das noch 18 Prozent an. Ihre Ausgaben für größere Anschaffungen verringern wollen 46 Prozent. 41 Prozent wollen gleich viel für größere Anschaffungen ausgeben, 14 Prozent wollen mehr ausgeben.In Bezug auf die österreichische Wirtschaftslage zeigten sich die Befragten zwar nach wie vor pessimistisch - 60 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Das stellt allerdings eine Verbesserung dar, lag der Wert im Vorjahr doch noch bei 80 Prozent. 10 Prozent gaben sich hingegen optimistisch.

Kritisch blickt das gewerkschaftsnahe Momentum Institut auf die Daten. Seit Beginn der Teuerungskrise Ende 2021 sei der Anteil der Menschen, für die ein erheblicher Teil der lebensnotwendigen Dinge unleistbar sei, um 80 Prozent gestiegen, rechnete man anhand der Statistik-Austria-Befragung. So sei etwa auch der Anteil jener, die ihre Wohnung nicht angemessen warm halten können, im Vergleich zum Jahresende 2021 um 80 Prozent auf 710.000 Menschen gestiegen. Mehr als eine halbe Million Menschen könnten sich nicht täglich ein Hauptgericht leisten. „Armutsbekämpfung muss dringend auf die politische Agenda“, betonte Momentum-Ökonomin Sophie Achleitner. Das Institut empfiehlt, alle Sozialleistungen über die Armutsgefährdungsschwelle anzuheben. Auch eine Kindergrundsicherung und ein kostenloses und flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot seien hilfreich.